“Vo wäge” übersetze ich spontan mit einem trotzigen “Von wegen!”, allerdings mit einem kleinen Zweifel in der inneren Stimme, denn es schwingt auch die Möglichkeit eines “in Sachen xyz” mit, also eine Zuschreibung statt einer Abfuhr. Das macht schon im Anlauf deutlich, was dieses kleine feine Büchlein mit sich trägt: Wege nach vorn, nach hinten, nach oben und unten und allem voran nach innendrin. Da, wo es in meiner Heimatsprache urig wird, ursprünglich, da wo die Kerne nur in Mundart richtig klingen, wo konzentriertes, und zwar im Wortsinne, weil eben auch konzentrierendes Hinhören Pflicht und unendliche Freude.
Durch Zufall entdeckt, weil der Autor, der sich die Aufgabe gestellt hat, die in Verse verpackte Weisheiten des Tao te King ins Berndütsche zu übersetzen und sich damit auf eine Reise in seine Muttersprache, die wir bei Dialekten zur Kunst, zur Kunst des Mundes erheben, begeben hat. Der eigene Mund mit Zunge und Resonanzraum und Lippen und Gaumenschlag ist wichtig, oder besser war mir wichtig beim Lesen, denn oft erst im Klang, der beim Aussprechen entsteht, erschloss ich mir der Sinn. Geschriebene Mundart hat eine Geheimsprachen-Stärke, die beim Sprechen für viele weiterhin spürbar, aber längst nicht so hermetisch. Nicht zuletzt weil Mundart selten ausgeschrieben wird. Dafür herzlichsten Dank, auch den GestalterInnen und dem Verleger Bernhard Engler, die diesem Kleinod in mittlerweile dritter Auflage ihr Können und Vertrauen schenkten.
(Vor-)gelesen um zu verstehen:
Balts Nil: Vo wäge DO, Lokwort Verlag Bern – Zum Einlesen und Kaufen.