Gemäuer

setz dich

zwischen allen stühlen ein plätzchen für deinen mut finden. stauraum für dein stirnrunzeln, dunkelkammern für dieses leise lispeln, das du nur unter lampenfieber hervorbringst.

setz dich.

ein ende finden, das ein anfang sein kann. ohne warteschleife, ohne lehrgeld zahlen zu müssen. auf ex dir das halbleere glas widmen, in dem wissen, dass du aus jeder leere eine windrose zauberst.

nimm den nächsten erst.

abschlag zahlen für das was keiner kommen sah und dich erröten ließ. aus dem stand heraus ein spielbein wählen und die trumpfkarte abschied spielen. abpfeifen und die ersatzbank drücken bis schweiss zu blut und blut zu brüdern macht, was eben noch fremde.

sag zum abschied leis’ adieu.

den brief zu zitieren zählt nicht, ohne die fußnoten zu nennen. das rad neu zu erfinden lohnt nicht, so lange du zu fuß gehst. das gleis zu wechseln traue ich mich nur, sofern du mir den schlafwagen buchst und den schlafwagenschaffner mit serviettenringen in schach hälst, während ich mühle spiele und du gewinnst.

einsteigen, bitte!

Gelage

Bleib unverfilmt!

sei buch mir in diesen stunden vor dem einschlafen, buch mit kapitelbändchen und goldschnitt. sei buch mir ohne siegel, aber mit der kraft, mich qua wortwogen über sieben ozeane zu tragen und in der vorgefundenen welt sofort heimisch zu fühlen. sei buch mir, verschlossen auf dem nachttisch wartend, mit übereinandergeschlagenen seiten, als könntest du kein wässerchen trüben.

sei buch mir, roman, saga, odyssee, mich seite für seite vom einschlafen abhaltend mit nichts als ein paar zarten lettern auf nackter haut. sei buch mir, immer noch ein kapitel parat haltend, in das ich mich flüchten kann, wie unter die decke, mit taschenlampe und zwei kugeln vanilleeis. sei buch mir, mit vorbemerkungen und klappentext, wenn ich zwei starke rücken zwischen mir und der welt brauchen kann und nicht weiss, auf welche seite mich schlagen.

sei buch mir und verrat mich nicht, wenn ich mich zwischen deine absätze schmiege und manche seite nicht umblättern mag, weil ich mich so zu hause fühle in deinen zeilen. sei buch mir und nicht böse, wenn ich gierig tiefer in deinen leib tauche, seite für seite weiterblättere, um endlich zu verstehen, wer du bist, mir sein kannst in diesen stunden, die nur uns gehören. sei buch mir, unendliche geschichte, fortsetzungsroman, enzyklopädie, die unvollendete, lyrikbändchen, so zart beseitet wie nachhallend.

bleib buch mir, unverfilmt.